15.08.23 - Soweto - Township mit Geschichte

 

Heute Nacht schlief ich halbwegs gut, auch wenn die Matratze eine Herausforderung ist. Ich musste beide Kopfkissen unter mich packen, um nicht komplett in dem riesigen Loch zu versinken…

Heute früh war ich gegen halb 8 richtig wach. Frühstück gab es um 9, bis dahin blieb ich noch liegen und las etwas. Dann gabs Toast und Tee, von Kaffee zum Frühstück sollte ich mich nun endgültig verabschieden. Um halb 10 startete ich mit dem Hausherren im Tuktuk nach Kliptown, ein Stadtteil von Soweto. Witzig, die bieten Touren im Tuktuk an, sonst gibt’s die hier gar nicht. Ich wurde allerdings wo abgeliefert, wo ich zu einer Fahrrad-Sightseeing-Tour startete. Was ich vorher nicht wusste, das gehört zu einem sozialen Projekt mit kostenlosem Kindergarten und Hort. Somit wurde ich auch gleich von einer Horde Kleinkinder begrüßt. Und mein Tourpreis ist auch gut investiert.

Ich war leider die einzige, die diese Tour heute machte. Zusammen mit meinem Guide Mlalo ging es also aufs Fahrrad. Theoretisch ein MTB mit Schaltung, ich konnte ihm zwei Gänge entlocken. Und der Sattel war der wohl unbequemste aller Zeiten, dabei saß ich nur zwei Stunden drauf.

Zunächst ging es zum Walter Sisulu Square, ein riesiger Platz, auf dem 1955 die Freedom Charter verankert wurde. 

Das sind sozusagen zehn Regeln oder Gesetze, die ein friedliches Zusammenleben ohne Apartheid ermöglichen sollten. Das sollte noch recht lange dauern, bis das zumindest in Ansätzen Wirklichkeit wurde. Von echter Gleichheit oder gar Chancengleichheit kann man hier noch lange nicht sprechen.

 

Danach radelten wir ein längeres Stück bis zur Vilakazi Street. Das ist die berühmteste Straße Sowetos (oder auch Südafrikas) und die touristischste. Und die einzige Straße der Welt, in der gleich zwei Nobelpreisträger gelebt haben: Tutu und Mandela.

 

Außerdem ist sie auch deshalb geschichtsträchtig, weil hier 1976 ein friedlicher Schülerprotest mit Schüssen und 22 Toten endete, darunter der 13jährige Hektor Petersen, der nicht einmal Teil der Proteste war.

 

Von diesen eher traurigen Plätzen ging es zu den beiden Soweto-Towers, die zu einem Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Kohlekraftwerk gehörten. Heute kann man dazwischen Bungee jumpen oder oben die Aussicht genießen. Leider aber nicht dienstags…

Von den Towern ging es zickzack durch kleinste Straßen zurück zu unserem Startpunkt, wo ich noch ein lokales Bier probieren durfte. Es lebe das Reinheitsgebot, das Zeug war ziemlich bääh!

 

Kurz vor 1 waren wir wieder zurück und ich bekam einen kostenlosen Fahrdienst in einem Audi zum Apartheidmuseum. Das hatte leider auch geschlossen, montags und dienstags. Sorry, die sind hier schon echt etwas doof, sagen auch die Locals… Das Apartheidmuseum ist DAS Museum in Südafrika… Als ob Touris tagelang warten bis es aufmacht… Dass es geschlossen hat, hab ich heute früh schon festgestellt, aber ich wollte hier in den Hop-on-hop-off-Bus hüpfen. Der fuhr mir vor der Nase davon. Deshalb vertrieb ich mir die Zeit im riesigen Casino in einem wunderschönen Altbau.

Kaffee fand ich keinen und die Pommes, die ich bei einem der vielen Fastfood-Tempel bekam, waren gar nicht mal so gut… Danach checkte ich die Fahrzeiten des Busses und merkte, dass ich für eine ganze Runde schon zu spät dran war, ich wäre nur bis zum offiziellen Startpunkt, aber dann nicht mehr weiter gekommen. Planänderung.

Mit einem Uber gings zumindest mal zum Constitution Hill, dort wo nach Ende der Apartheid das erste echte und faire Gericht zusammen kam. Außerdem ist auf dem Hügel das alte Fort gewesen, gibt aber nicht so viel her. Und das im LP versprochene Café innen existierte auch nicht mehr…


Ein wenig enttäuscht fuhr ich zurück zur Vilakazi Street. Wenn ich das vorher so gewusst hätte, hätte ich eine längere Tour durch Soweto gebucht. Aber gut. Ich besuchte noch das völlig überlaufene Haus von Mandela, das heute ein klitzekleines Museum ist. Dann fand ich ein Restaurant, das echten Cappuccino anbot. Auch wenn ich dafür in Kauf nehmen musste, dass der Kellner doch gerne als mein Husband nach Deutschland kommen würde…

 

Ich drehte noch eine gemütliche Runde um den Block und las all die Infotafeln, an denen wir heute Vormittag schon vorbeigekommen waren. Dann machte ich mich auf die Suche nach einem frühen Abendessen, es war erst Viertel 6, aber mehr gab es nicht zu tun. Es war nicht einfach, die Restaurants mitten auf der Tourimeile (die inzwischen menschenleer war, da das Museum um 5 geschlossen hatte) waren mit dem Wort „vegetarisch“ eher überfordert. Oder boten mir ein All-You-Can-Eat für über 12€…

Schließlich googelte ich mir etwas, das zur Not zumindest Seafood auf der Karte hatte, und lief die Straße ein Stück bergauf. Ich hatte Glück, das 1947 sah zwar sehr edel aus, war dafür aber ausgesprochen günstig. Und ich hatte drei vegetarische Gerichte zur Auswahl. Somit gab es ein leckeres Gemüse-Curry (mit knackig frischem Gemüse) und ein Bier für unter 9€. Und der Laden war echt schick!

Nach dem Essen fuhr ich zurück zu meinem Guesthouse. Echt schön und immer noch echt leer… Jetzt ist es gleich acht, ich werde mal packen und duschen. Morgen geht es schon recht früh zum Flughafen, der auf der anderen Seite von Jo’burg liegt. Der Flieger soll um 11.45 abheben. Und vorher treffe ich endlich Deb, die vorhin gelandet ist (und jetzt hoffentlich tief und fest schlafen kann…

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