31.07.23 - Afrikanische Geschichte: Apartheid und Townships

Heute Nacht hab ich richtig gut geschlafen. Auch wenn ich es doch tatsächlich geschafft habe, mir innerhalb von einem Tag hier einen Schnupfen einzufangen. Unglaublich, ein Klassenzimmer voller rotzender Kids juckt mich überhaupt nicht, aber wehe ich friere! Früh blieb ich bis halb 9 liegen, hatte ja keinen Stress. Dann gings zum Frühstück, heute entschied ich mich für Pancakes, Zuckerbedarf für den Tag gedeckt.

Gegen halb 10 startete ich einen neuen Versuch im Bo Kaap Museum, heute mit Erfolg. War aber nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte und so war ich schnell wieder draußen und lief noch einmal bei blauem Himmel durch die bunten Straßen.

Leider verarschte mich das Wetter, es war warm und sonnig, so dass ich eine Schicht auszog und zusammen mit dem Schirm ins Hostel brachte. Böser Fehler. Um 11 Uhr war ich am altbekannten Treffpunkt für Walking Touren und ganz pünktlich zog der Himmel so und es begann so richtig zu regnen. Immerhin dauerte das nicht allzu lang, aber frisch wurde es trotzdem. Heute machte ich die Apartheid-Tour, unglaublich interessant und auch traurig.

Durch die Rassentrennung wurde nicht einfach weiß von schwarz getrennt, Familien wurden auseinander gerissen, weil ein Familienmitglied bei den seltsamsten Prüfungen „durchfiel“. Wenn z.B. ein Stift beim Kopfschütteln in den Haaren stecken bleibt, bist du schwarz! Oder solltest mal wieder Haarewaschen. Schon fast wie bei Hexen im Mittelalter. Dadurch konnte schon mal ein Kind aus einer Familie gerissen werden.

Schwer zu lesen: Non White Only

Ich habe leider ihren Namen vergessen, aber unser Guide war echt richtig gut. Zwei Jahre älter als ich, erlebte sie das Ende der Apartheid also etwa in dem Alter, in dem ich das Ende der DDR erlebte. Übrigens steht hier ein Stück Berliner Mauer…

Die Tour endete dort, wo Nelson Mandela nach seiner unendlichen Haft seinen Anhängern danken wollte. Tausende kamen an diesem Tag um ihn zu feiern.


Gegen dreiviertel eins war die Tour zu Ende und durch Zufall landete ich in einem überragenden Food Market. Am schier endlosen Salatbuffet füllte ich mir für nicht mal 4€ eine schöne Box. Nach einem anschließenden Flatwhite ging es zur nächsten Tour. Die Thematik blieb, denn es ging in die Townships. Die ersten davon entstanden, als in den 40er Jahren Schwarze im Zentrum enteignet und ins Umland verfrachtet wurden. Heute leben Millionen Menschen allein in den Townships von Cape Town. Offiziell ist es nur eine halbe Million, die Regierung will ihr Versagen hier nicht eingestehen.

Wir waren zu dritt, zwei Australierinnen und ich. Zunächst ging es nach Langa, das ist wohl die Vorzeige-Township. Wie in den meisten gibt es auch hier in sich geschlossen noch einmal Unter-, Mittel- und Oberschicht. Die Oberschicht (Ärzte, Lehrer, Anwälte…) hat sich hochgearbeitet und könnte wegziehen, bleibt aber meist in schönen kleinen Häusern. Die Mittelschicht lebt schon deutlich beengter, eine Familie pro Zimmer und Küche und Bad mit kaltem Wasser teilen sich mehrere Familien. 

Und dann sind da noch die aus Wellblech gezimmerten Verschläge, im Sommer heiß, im Winter kalt. Je nach Legalität mit Dixieklo oder richtigen (aber außerhalb, entfernt von den Häusern), Strom von der nächsten Straßenlaterne abgezapft oder ganz legal und Wasser auch nicht direkt vor der Haustür.

Durch Langa wurden wir durchgeführt, wir durften Fotos machen, nur nicht von den Menschen. Die waren aber echt freundlich, viele haben uns gegrüßt, die Kids kamen auch teils her und gaben High 5.

Viele Bewohner hier arbeiten in der Innenstadt, als Parkwächter, Verkäufer oder was auch immer. Aber die Hälfte ist arbeitslos und hält sich mit kleine Geschäften wie Friseursalons, Grillständen oder Carwash über Wasser. Wer kreativ ist, kann sich seinen Lebensunterhalt verdienen.

Danach fuhren wir noch durch andere Townships, in denen wir aber nicht mehr ausstiegen. Zwar kuckte uns niemand böse an, aber so save ist das hier wohl doch nicht für Weiße… Die Townships nehmen echt keine Ende, ziehen sich kilometerlang an den großen Straßen entlang. Und jedes Jahr kommen neue hinzu. Covid 19 heißt eines der neuesten…

Gegen halb 6 waren wir wieder zurück im Stadtzentrum und in einer anderen Welt. Ich hatte Hunger und heute gab es kurdisch. Stand zumindest außen dran. Letztendlich war es ein Pide mit Käse. Wäre auch als normal-türkisch durchgegangen. Lecker, aber leider war es im Restaurant so kalt wie davor. Die Tür stand offen. Ist hier Standard, wie in Lateinamerika. Lieber frieren und Mütze drauf als die Tür zumachen!

Lange blieb ich nicht, auch wenn mich das Essen wärmte. Kurz nach sechs war ich im Hostel. Erstmal packte ich meinen kleinen Rucksack für morgen, da starte ich schon um halb 8 zu einer Tour in Richtung Kap der guten Hoffnung. Danach las und recherchierte ich etwas, bevor ich einen Stock tiefer ging. Wieder warm angezogen, auch wenn hier wenigstens die Tür zu ist. Mit zwei langen Schichten ist es ok, so frieren nur Ohren und Finger. Dazu gab es gerade eine Chai Latte. Jetzt ist es kurz vor acht, der Blog ist fertig. Werde dann duschen gehen und dann im warmen Bett lesen. Da ist es eindeutig am gemütlichsten 😉 Und morgen wird ein langer Tag mit viel Programm!

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